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Schnarchen – nervige Angewohnheit oder lebensbedrohlich?

Foto: lassedesignen/AdobeStock

Eine individuelle Schiene aus der Zahnarztpraxis zur Bekämpfung der Atemstörung wird seit dem 01.01.2022 von der gesetzlichen Krankenversicherung bezahlt, wenn die dafür notwendigen Voraussetzungen vorliegen. Zudem gibt es zahlreiche freiverkäufliche Produkte. Nicht alles hilft in jedem Fall. Hier ist es wichtig zu wissen, woher das Schnarchen kommt.

Nur wer weiß, warum die Nächte gestört sind, kann das entsprechende Gegenmittel wählen. Bei der Ursachenforschung helfen ein HNO-Arzt und ein Zahnarzt – und nicht zuletzt der Besuch im Schlaflabor. Wenn die Ursache für das Schnarchen gefunden wurde, kann nach Abhilfe gesucht werden.

Schnarchapps:

Manche Apps zeichnen das Schnarchgeräusch auf. Damit können Sie überprüfen, welche der angewendeten Mittel oder Maßnahmen zum Erfolg führen können. Andere Apps versuchen, mit sanfter Musik oder leisem Rauschen die Schnarchgeräusche zu neutralisieren.

Unterschiedliche Ansätze versprechen Hilfe
Am Markt sind sehr viele unterschiedliche Mittel gegen Schnarchen erhältlich, wie beispielsweise Antischnarchkissen und Antischnarchringe. Zudem gibt es Produkte, die die Nase freihalten, andere sorgen für einen geschlossenen Mund, weitere verhindern, dass auf dem Rücken geschlafen wird. Eine besondere Gruppe verlagert den Unterkiefer nach vorne, entweder durch individuell gefertigte oder durch manuell anpassbare, halb-individuelle Produkte. Das ist besonders wichtig, wenn durch das Schnarchen die Sauerstoffversorgung unterbrochen wird. In diesem Fall ist es lebenswichtig, einen Spezialisten zu konsultieren.

Unterbrochene Sauerstoffversorgung löst Folgeerkrankungen aus
Das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom (OSAS) ist eine Atemstörung, die während der Tiefschlafphase auftritt. Diese Atemaussetzer gefährden die Gesundheit. Nicht zu verwechseln ist sie mit einfachem Schnarchen. Dabei erschlafft die Rachenmuskulatur während des Schlafens, Gaumensegel und Zäpfchen flattern mit der Atemluft. So entstehen Schnarchgeräusche. Gefährlich wird das erst, wenn sich Rachenmuskulatur und Zunge so sehr entspannen, dass sie die Atemwege blockieren. Dauern diese Aussetzer länger als 10 Sekunden, kann das gefährlich werden. Die Sauerstoffversorgung wird unterbrochen, Puls und Blutdruck sinken, der Betroffene wacht auf, ohne es zu merken. Treten diese Atemaussetzer in einer Nacht häufiger auf, können ausgeprägte Tagesmüdigkeit oder sogar Herz- und Kreislauferkrankungen, Depressionen und Diabetes die Folge sein.

Abhilfe durch eine Unterkieferprotrusionsschiene
Eine individuell angefertigte Schiene, die Unterkieferprotrusionsschiene, kann Abhilfe schaffen. Sie wird nur während des Schlafes getragen und schiebt den Unterkiefer leicht nach vorne. Dadurch verhindert sie dass die Zunge zurücksinken kann.

Grundlagen, Voruntersuchungen und Nebenwirkungen
Ab dem 01.01.2022 sind individuell hergestellte und einstellbare Unterkieferprotrusionsschienen zur Behandlung von schlafbezogenen Atemstörungen bei Schlafapnoe für Erwachsene Bestandteil der Versorgung durch gesetzliche Krankenkassen. Grundlage dafür ist eine ärztliche Indikation und Überweisung ebenso wie ein Ausschluss zahnmedizinischer Kontraindikationen.

Abhilfe ohne ärztliche Hilfe
Wer sicher ist, nicht am obstruktiven Schlafapnoe- Syndrom zu leiden und zunächst freiverkäufliche Produkte ausprobieren möchte, sollte sich selbst gut beobachten und versuchen herauszufinden, was das Schnarchen verursacht.

Eine Veränderung der eigenen Gewohnheiten kann Abhilfe bei Schnarchproblemen schaffen und ist – je nach Ursache – einen Versuch wert:
• Reduzieren Sie Ihr Gewicht
• Hören Sie mit dem Rauchen auf
• Trinken Sie keinen Alkohol, zumindest nicht vor dem Schlafengehen

Nicht empfehlenswert
Antischnarchkissen versprechen zwar eine optimale Schlafposition, sind aber laut Stiftung Warentest ebenso wenig empfehlenswert wie Antischnarchringe, die durch Akupressur wirken sollen. Ähnlich schlecht schlossen beim Test der Stiftung Warentest alle Produkte ab, die den Mund geschlossen hielten. Ursache hierfür waren vor allem fehlende Studien zum Nachweis der Wirksamkeit.

Mit Einschränkungen geeignet
Schienen, die den Unterkiefer vorne halten, können immer dann geeignet sein, wenn der Zahnarzt sie empfiehlt. Sehr selten wird das Schnarchen im vorderen Nasenbereich verursacht. In diesem Fall können Produkte, die den Atemweg offenhalten, helfen. In welchen Fällen das möglich ist, weiß der HNO-Arzt. Nasenpflaster sind dabei aufgrund ihrer geringeren Hebewirkung weniger wirksam als Klammern. Produkte, die das Schlafen auf dem Rücken verhindern, wie etwa ein großer Rucksack, sind zwar wirkungsvoll, aber nur dann, wenn der Schnarcher das Geräusch ausschließlich in Rückenlage erzeugt und damit auch noch schlafen kann.

Schon gewusst?

Der Theorie des Schweizer Autors Franz Theiler zufolge ist Schnarchen das Ergebnis einer positiven evolutionären Auslese. In der Frühzeit war Schnarchen ein Abschreckungsmechanismus, der dem Menschen das Überleben sicherte.

Paul Niquette hingegen konzentriert sich auf die Tatsache, dass die Verbreitung von Schnarchern mit dem Alter deutlich ansteigt. In der Frühzeit der Menschheit schliefen die Menschen in Gruppen unter freiem Himmel. Die Schnarchgeräusche (der älteren Gruppenmitglieder) lockten die wilden Tiere an, die Schnarcher wurden zur Beute. Die jungen Gruppenmitglieder dagegen blieben verschont. Schnarchen war also für den Betroffenen tödlich, aber für die Gruppe bzw. die Gesellschaft nützlich.

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